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Name, Ort/Land: Roland Schnell, Berlin/Germany
E-Mail: info graskraft.de  ('@' entfernt -- Spam-Vermeidung!)
Zur Person: Roland Schnell
Fördergesellschaft für nachhaltige Biogas- und Bioenergie-Nutzung, Berlin 
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Vortrag : Biogas-Nutzung und Freie Software 
Datum/Zeit/Dauer/Raum: 3. Nov. / 10:00 / 2 Std. / Raum MA004
Abstract: Technologien zur Nutzung Erneuerbare Energien die in einigen Jahrzehnten fossile Energieträger und Atomenergie ersetzen werden, werden dringend benötigt. Die dazu erforderlichen Entdeckungen und Erfindungen werden nicht in den Labors der Großunternehmen gemacht, sondern oft sind es geschickte Techniker, die als "Bastler" abqualifiziert werden oder Leute, die solche Anlagen selbst betreiben und Verbesserungen ersinnen. Er seit neuem beginnen Großunternehmen Fuß zu fassen. Wind- und Solarenergie sind schon fest in der Hand von High-Tech-Unternehmen, bei Biomasse geht es schon stark in diese Richtung. Wasserkraft, zumindest in Form großer Staudämme, ist schon Jahrzehnten fest in der Hand der Global Players.

Wie es auch anders gehen kann, zeigt die Entwicklung der Biogas-Technik in Deutschland und den unmittelbar angrenzenden Nachbarländern. Vor etwa 2 Jahrzehnten haben Landwirte, die den Platz und den Rohstoff in Form tierischer Exkremente hatten, in Zusammenarbeit mit entsprechend motivierten Technikern damit begonnen, Biogas als Energieträger nutzbar zu machen. Mit einfachsten Mitteln, die teils vom Schrott geholt wurden, sind die ersten Anlagen entstanden und immer weiter verbessert worden. Vieles wurde in persönlichen Gesprächen, beim gemeinsamen Bauen einer Biogasanlage, bei organisierten Besichtigungen in Form sogenannter "Biogas-Lehrfahrten" weitergegeben. Über gute und schlechte Betriebserfahrungen, Auswahl von Werkstoffen, günstige und ungünstige Bauweisen wurde frei gesprochen und kaum ein Betreiber kam auf die Idee, sich etwas durch ein Patent oder Gebrauchsmuster schützen zu lassen.

Ein wichtiger Akteur der ersten Stunde war die "Bundschuh-Biogas-Gruppe", die Anknüpfend an die Tradition des Bundschuh aus den Bauernkriegen in Hohenlohe in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts den Kampf gegen eine Teststrecke von Mercedes-Benz aufgenommen und gewonnen hat. Man wollte nicht nur gegen etwas sein, sondern etwas Sinnvolles mit den Mitteln und Techniken der Landwirtschaft machen. Diese Mentalität ist heute immer noch spürbar und viele Landwirte, vom bäuerlichen Familienbetrieb bis zum großen Agrarunternehmen sehen in der Biogastechnik ein Instrument, das ihnen ein größeres Stück Eigenverantwortung zurückgibt, nachdem viele Funktionen, z.B. die Futtermittelbereitung mit den bekannten Folgen (Nitrofen-Skandal) an überregional und international agierende Dienstleister abgegeben werden mußten. Hier gibt es deutliche Parallelen zur Freien Software, allerdings wurde das, was unter Landwirten ohnehin üblich ist, daß man sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützt, nicht durch ein theoretisches Konzept begründet.

Weit mehr als bei anderen Erneuerbaren Energien ist der Betreiber, auch als Planer, in der Lage die Prozesse zu bestimmen. Er kann Erfahrungen sammeln und diese andere weitergeben, die in der gleichen Situation sind. In verschiedenen Regionen gibt es Gruppen, die sich zu diesem Zweck regelmäßig treffen. Die Professionalisierung greift auch beim Biogas um sich. Es sind Firmen entstanden, die zum Teil schon Erfahrungen oder materielle Erfindungen einzelner Betreiber als ihre geistige Leistung verkaufen. Auch die staatlichen Stellen bevorzugen in ihrer Förderungpolitik Firmen und offizielle Forschungseinrichtungen. Das kollektive und nicht kommerziell wirksam werdende Know-How der Praktiker wird gering geschätzt.

Die Organisationsmodelle, die im Zusammenhang mit freier Software entwickelt wurden, könnten, das Bewußtsein schärfen, daß viele Detailverbesserung Teil eines großen Ganzen ist, das allen gehört. Durch LINUX ist diese Idee bis in die abgelegensten Bauernhöfe bekannt, die ja heute alle leistungfähige Computer und Internet-Zugang haben.